SelfDelve: Die Dildo-Manufaktur aus Dresden

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Die Erotik- und Dildo-Manufaktur SelfDelve aus Dresden dürfte und sollte unseren langjährigen und treuen Lesern sicherlich alles andere als unbekannt sein. Die reizvollen Produkte, unter anderem aus dem Garten Eden, haben es uns schon seit vielen Jahren angetan.
SelfDelve Logo
Und auch wenn man sich bei SelfDelve dem „klassischen“ Dildo verschrieben hat, beweist Anja Koschemann auch nach vielen Jahren immer wieder aufs Neue, dass man diesen mit außergewöhnlichen, wie faszinierenden und doch allen wohl vertrauten Formen Lust bringend präsentieren kann.

SelfDelve – Ein Dildo-Sortiment macht Appetit auf mehr

Im Rahmen unserer neuen Artikel-Serie über Erotik-Manufakturen unterhielten uns zum 15-jährigen Jubiläum des Unternehmens, hierzu nochmals die allerherzlichsten Glückwünsche, mit der Schöpferin und Chefin Anja Koschemann über die Anfänge, das erste Sex-Toy und auch die Zeit der Pandemie.

Nun blickt das Unternehmen SelfDelve auf 15 Jahre zurück, das Jubiläum liegt gerade ein paar Tage hinter euch. Sicherlich ist dies doch, wenn man zurückblickt, eine Zeit voller Ideen, voller Fragezeichen aber auch voller Stolz, es bis hierher geschafft zu haben.
Mit welcher Idee begann die Geschichte von SelfDelve und wie hat sie sich über die Jahre entwickelt? Denn die Herstellung und der Verkauf von Erotik Spielzeugen ist ja nicht ein so ganz alltäglicher Gedanke.

Anja Koschemann SelfDelveAnja Koschemann (SelfDelve): Vielen Dank für die Glückwünsche zum Firmenjubiläum!

Alles begann damit, dass ich vor 16 Jahren recht frustriert vor der kargen Auswahl an Toys stand. Ich wollte mein erstes Sexspielzeug kaufen und nichts sagte mir zu.
Da ich gern handwerke und von Chemie durch meine Ausbildung auch so einiges wusste, habe ich die Ärmel hochgekrempelt und monatelang an den Wochenenden und so manchem Abend getüftelt, probiert und verworfen. Im Winter 2005 war ich erfolgreich!

Aber erst als sich dann meine Freundinnen ebenfalls von mir handgemachte Gemüsedildos wünschten und sich mein berufliches Umfeld veränderte, spielte ich gedanklich zum ersten Mal eine mögliche Selbständigkeit als Dildo-Designerin mit eigener Manufaktur durch. Es fühlte sich gut an und dann wollte ich es wissen.
Ich kündigte im Labor und meldete das Gewerbe an. Seitdem gab es keinen Tag, an dem ich diese Entscheidung bereut hätte. Ich liebe, was ich tue.

Das hört sich nach sehr viel Herzblut und absoluter Begeisterung an, die Du für deine Arbeit aufbringst. Dazu fällt mir ein Spruch meiner Großmutter ein. Sie sagte immer: „Wenn man liebt was man tut, dann macht man’s gut.“
Welcher Artikel war „Der Eine“ mit dem alles begann und gibt es diesen auch heute noch im Sortiment?

Anja Koschemann (SelfDelve): „Das Eine“ Spielzeug war die gebogene Banane. Sie ist noch immer im Sortiment, denn als G-Flächen-Verwöhnerin ist sie unschlagbar.
Ich werde den Moment nie vergessen, als ich die erste blasenfreie, nahtlose, homogen eingefärbte Banane in meinen Händen hielt.

SelfDelve Banane Dildo

Der „Garten Eden“ mit seinen verschiedenen Früchten ist sicherlich für viele ein wundervolles Paradies, doch auch Zuckerwatte und Co sind an Kreativität kaum zu überbieten. Gab es bisher einen Artikel der gar nicht ankam und was ist euer absoluter Mega-Seller?

Anja Koschemann (SelfDelve): Im Laufe der Zeit gab es schon einige Entwürfe, die dann doch nicht so gut ankamen wie gedacht. Das ist ja auch verständlich und auch gar nicht schlimm.
Das Sortiment entwickelt sich. Wünsche und Spielarten verändern sich. Farbliche Gestaltung folgt der Mode. Ich erinnere mich an ein „Ei im Eierbecher“ oder eine bezaubernde Skulptur „die Liebenden“ und andere.

Der unangefochtene Bestseller ist von Anfang an der Mais mit seiner körnigen Massagestruktur. Seit wir die Kollektion „Sweets“ aufgelegt haben, ist der Mäusespeck zur echten „Konkurrenz“ des Mais geworden.
So ein keckes, fröhliches und obendrein knuddelweiches Toy ist für wirklich viele Menschen total verlockend. Oft muss mit einer kleinen Wartezeit bis zur Lieferung gerechnet werden, weil wir kaum hinterherkommen.

Da du die Wartezeiten bis zur Lieferung eines Toys ansprichst, in welcher Größenordnung befindet sich das Unternehmen nach 15 Jahren? Liegt bei SelfDelve immer noch alles in den Händen der Chefin oder gibt es viele Angestellte?

Anja Koschemann Self Delve - Wenn die Chefin selbst noch Hand anlegtAnja Koschemann (SelfDelve): In den Händen der Chefin liegen nur noch die meisten Sonderanfertigungen, Neuentwicklungen, Kund*innenkommunikation und die übergeordnete Organisation. Für alles andere – die tägliche Produktion, Kommissionieren, Materialeinkauf, Versand, Buchhaltung – brauche und habe ich tolle Mitarbeiter*innen.

Natürlich für alle sehr interessant, sind zukünftig neue Produkte in Planung und in welcher Kategorie werden wir sie, wenn, wiederfinden?

Anja Koschemann (SelfDelve): Als nächstes soll noch ein buntes Toy in der „Sweets“-Kollektion herauskommen.

Da sind wir doch schon gespannt welche tolle Kreation das sein wird und in diesem Zusammenhang natürlich sehr wichtig zu wissen:  Wo kann man eure tollen „Spielzeuge“ kaufen? Werden alle eure Sextoys nur auf Bestellung gefertigt oder sind es inzwischen Serien – Produkte, die auch über Händler vertrieben werden?

Anja Koschemann (SelfDelve): Wichtigster Verkaufspunkt ist mein eigener Onlineshop auf Selfdelve. Zudem habe ich einen Etsy-Shop eingerichtet und einen (abgespeckten) Amazon-Handmade-Shop. Etsy war sehr hilfreich, um von den Käufer*innen in Nordamerika überhaupt erst einmal gesehen zu werden.
Glücklich bin ich über handverlesene Zusammenarbeiten mit feministischen, menschen- und umweltbewussten, modernen Läden und Boutiquen – beispielsweise in Berlin, Stuttgart, Hamburg, Brüssel, London, Zürich, Detroit, New York und anderswo. Auch dort gibt es neben guter Beratung meine „Schätzchen“.
Wir produzieren die Toys in kleinen Serien und versuchen, von allem immer einen Vorrat zu haben. Meistens klappt das ganz gut. Ganz ohne Wartezeiten geht es aber auch nicht immer. Gerade in der Weihnachtszeit, Urlaubszeit, Monaten mit vielen Geburtstagen ist es gut, nicht zu knapp vor dem Verschenk-Termin zu bestellen. Zumal die Versanddienstleister Corona bedingt auch mit vielen Schwierigkeiten fertig werden müssen und sich Lieferzeiten nicht mehr ganz genau vorhersagen lassen.

Dildo Sextoys aus dem Garten Eden von SelfDelve

Kleinere Unternehmen befinden sich oftmals in einem Spagat zwischen Privat- und Berufsleben. Haushalt, Kinderbetreuung und diverse andere Dinge erledigen sich nun leider nicht von selbst. Wie bekommt ihr genau diesen Spagat gemanagt, genügend Zeit für das Unternehmen zu finden?

Anja Koschemann (SelfDelve): Wir unterstützen einander und schmieden gute Pläne. Wenn die eine Kollegin zur festen Zeit am Kindergarten sein muss, übernimmt an dem Nachmittag eine andere; an Papa-Tagen kann die Kollegin dann wiederum länger bleiben. Oder ich nehme die späten Stunden und bin am Vormittag bei meinen Homeschooling-Nichten oder die größeren Hausaufgabenkinder kommen auf zwei Stunden hier ins Büro, Arbeiten am Onlineshop gehen auch von zu Hause aus, während die Waschmaschine läuft…
Wir haben inzwischen gute Lösungen gefunden und werden zudem von den eigenen Familien entlastet.

Oftmals ist es ja so, dass Freunde zu Kunden werden, aber auch gute Kunden zu guten Bekannten. Allerdings ist das Thema Sextoys auch nicht für jeden ein Thema, über das man offen spricht. Hat eure Arbeit sich in irgendeiner Form auf das private Leben ausgewirkt oder erntete die Grundidee und dann auch die Umsetzung nur positiven Zuspruch im Freundes- und Bekanntenkreis?

Anja Koschemann (SelfDelve): In meinem Umfeld erfahre ich nur Positives. Selbst wer kein*e Anwender*in von Sextoys ist, findet das Handwerk spannend oder nimmt Anteil an der Firmenentwicklung. Es ist sehr leicht, ins Gespräch zu kommen.

Für euch als Sextoy-Manufaktur zählen ganz andere Werte. Wo siehst Du die größten Unterschiede zu den großen Herstellern und wie vielfältig sind diese?

SelfDelve Manufaktur Anja KoschemannAnja Koschemann (SelfDelve): Im Gegensatz zur Massenproduktion kann ich – dank Handarbeit – nahezu jeden Sonderwunsch erfüllen. Während die Maschinen Toy für Toy auf das Fließband legen, geht bei uns alles durch wenige Hände. Täglich haben wir eine Wunschanfertigung in Lieblingsfarben oder mit aufgemalten Verzierungen auf dem Arbeitsplan. Das ist wundervoll und abwechslungsreich und total kreativ.
Für die Kund*innen stehe ich als ansprechbare, echte Person hinter meinen Produkten, gebe Auskunft und stehe für meine Arbeit persönlich gerade. In einem Konzern bleibt diese kurze Verbindung zwischen Hersteller*in und Anwender*in zwangsläufig auf der Strecke.
Vielen Menschen ist es zunehmend wichtig, eine vertrauenswürdige Geschäftsbeziehung mit regionalen und nachhaltig arbeitenden Firmen einzugehen. Das kann ich erfüllen und tue es sehr gern. Zudem darf ich manchmal von der riesigen Freude eines gelungenen Geschenks erfahren. Das ist doch unschlagbar schön, oder?

Da kann ich dir nur in Gänze zustimmen. Freude zu teilen ist nicht nur schön, es macht einen dazu auch noch glücklich. Was ganz sicher auch viele Menschen interessiert, da man ja häufig von einem wahren Boom auf dem Erotikmarkt liest, wie wirkt sich die Corona-Krise auf SelfDelve aus oder hat sich dadurch eher weniger verändert?

Anja Koschemann (SelfDelve): Ich sehe zwei Effekte, die letztlich für mich wieder zu einer ausgeglichenen Wirkung führen.
Ein Teil der Menschen hat zur Zeit Einkommensunsicherheiten und ganz andere Sorgen, als sich luxuriöse Spielzeuge zu kaufen. Diese Kund*innen kommen zur Zeit nicht bei uns einkaufen. Für den anderen Teil ergibt sich aber zur Zeit eine neue Variante von Familienleben mit viel gemeinsamer Zeit plus gutem finanziellem Polster, weil Urlaube, Ausflüge, Festivals, Restaurantbesuche … nicht möglich sind. Diese Menschen gönnen sich jetzt gern das ein oder andere Früchtchen.

Dildo Sweets Collection von SelfDelve

Und nun, zu guter Letzt: Gibt es Pläne für die Zukunft und dürfen wir, wenn ja, davon schon etwas erfahren?

Anja Koschemann (SelfDelve): Doch, eigentlich habe ich immer mindestens ein Projekt für die Zukunft am laufen. Ich möchte unbedingt die Webseite modernisieren – vor allem die mobile Version ist ja kein Zustand :).
Am grünen Fußabdruck der Manufaktur lässt sich immer etwas verbessern; da bleibe ich ebenfalls am Ball. Dieses Jahr ist wirklich mal wieder Zeit für einen neuen Entwurf im Sortiment und als Geschäftsfrau begeistere ich mich zur Zeit sehr für das Konzept der Gemeinwohlökonomie.

Das liest sich sehr Zukunft orientiert, vor allem aber motiviert.

Anja Koschemann (SelfDelve): Auch nach 15 Jahren Fleiß wird es noch lange nicht langweilig.

Wir danken dir hier für deine offenen Antworten und wünschen ganz viel Erfolg für die Zukunft, die Verwirklichung der Pläne und hoffen auf noch viele interessante Toys.

Anja Koschemann (SelfDelve): Herzlichen Dank für dieses Interview. Es war mir eine Freude.

SelfDelve: Die Dildo-Manufaktur aus Dresden 159

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